Dezember 2010

AWD: „Er hat mir die Hand gegeben und versprochen, unseren Fall noch einmal zu prüfen“

Als neulich der NDR den AWD-Pressesprecher Bela Anda (Ex-Regierungssprecher unter Schröder) mit dem Fall der Frömblings konfrontierte, die im Vertrauen auf die Sprüche des AWD ihr Vermögen verloren, vergönnte dieser einen weiteren Spruch, nämlich den Fall zu prüfen. Nach dem Gesetz der Serie scheint es nicht überraschend, dass auch dieser Spruch wohl nur heiße Luft war:

Nach intensiver Prüfung sei der AWD zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kunden ausreichend über Chancen und Risiken aufgeklärt worden sind. Das belegten auch die unterschriebenen Beratungsprotokolle. Fonds seien immer ein Risiko, zumal geschlossene Immobilienfonds.

schreiben die Lübecker Nachrichten.

Deutlich aktiver wurde der AWD gegen den NDR, gegen dessen Berichterstattung er vorging.

(Das obige Video ist schon älter und betrifft einen anderen Fall, aber das gleiche Schema.)

Drum hüte sich vor Strucki-Buden……

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Offene Stellen im Strukturvertrieb

Nachdem AWD verkündet hat, im Jahr 2011 offene Stellen – im Vertrieb – neu besetzen zu wollen, war meine Neugierde geweckt und so wollte ich es heute doch mal genauer wissen. Bei der Jobbörse der Arbeitsagentur.de habe ich gezielt nach Stellen von AWD gesucht. Am heutigen Tag, den 11.12.2010, wurde ich mit 43 AWD-Stellenanzeigen (teilweise mit bis zu 5 Interessenten zu besetzen) fündig.

Dabei handelt es sich entweder um „Arbeitsplätze (sozialversicherungspflichtig)“ oder verlinkte Stellenanzeigen. Letztere insb. von den AWD-Büros Mannheim und Planegg. Diese führen sogar konkrete Jahreseinkommen an. So verdienen bei AWD in Planegg Volks- und Betriebswirte, Versicherungs-, Sparkassen- und Bankkaufleute 80000-85000 € pro Jahr, Immobilienkaufleute und Finanzberater 70000-75000 €, Lehrer, Vertriebler und Juristen 60000-65000 €, Sozialversicherungskaufleute 50000-55000 € und Hotelkaufleute 45000-50000 €. Leichte Verschiebungen bei AWD in Mannheim: Spitzenverdiener sind Bausparkassenfachleute mit 85000-90000 €, gefolgt von Betriebswirten, Juristen, Vertrieblern, Bank-, Immobilien- und Versicherungskaufleuten mit 80000-85000, 75000-80000 verdienen Sozialversicherungsfachangestellte, Volkswirte, Finanzberater und Hotelfachleute; BAV-Spezialisten hingegen nur 55000-60000 und Einzelhandelskaufleute sogar lediglich 45000-50000.

Interessierte Kollegen sollten sich also bei AWD in Mannheim, nicht in Planegg bewerben. Immerhin ein Unterschied von 20.000 € im Jahr.

Aber auch andere AWD-Büros geizen nicht mit erstaunlichen Angaben.

AWD Gütersloh bietet ausdrücklich eine Stelle „im ANGESTELLTENVERHÄLTNIS“ an.

In Torgau und Bennewitz verdient ein AWD-Angestellter „2500€/Monat + Leistungsbonifikation“.

Und AWD Neu-Isenburg sucht im Rahmen weiterer Expansion ganze 10 Beraterassistenten in Festanstellung.

MeinungsBildung

Ich weiß nicht, wie lange ich mich schon mit AWD befasse, aber ich habe in der Zeit gefühlte tausendneunhunderteinundsiebzig von AWD in Auftrag gegebene Forsa-Umfragen gelesen. Und gestern die tausendneunhundertzweiundsiebzigste: Altersvorsorge in der Schule lernen?

Laut Presseportal.de gab es in diesem Jahr bereits mindestens fünf solcher Forsa-Umfragen:

06.01.2010: FORSA-Umfrage: SAUmäßige Zeiten – Deutsche füttern 2010 ihr Sparschwein / Spar-INDEX 2010 steigt auf 72-Prozent.

29.05.2010: Neue FORSA-Umfrage: Mehrheit der Deutschen sieht DFB-Nationalmannschaft als Titelfavoriten

06.06.2010: FORSA-Umfrage: Jeder zweite Deutsche hält Euro-Rettungspaket für falsch und ist in Sorge um den Euro

25.06.2010: FORSA-Umfrage: Wirtschafts- und Finanzkrise hat kaum Auswirkungen auf Verhalten bei der Altersvorsorge

30.11.2010: Forsa-Umfrage: Deutsche erwarten Aufschwung am Arbeitsmarkt. „Der anhaltende Wirtschaftsaufschwung wird sicher in vielen Bereichen für Neueinstellungen sorgen. Auch die AWD-Gruppe wird in 2011 offene Stellen, vor allem im Vertrieb, neu besetzen„, sagt Béla Anda, Chief Communication Officer (CCO) von AWD. Hört, hört, offene Stellen bei AWD?! Im Vertrieb!

Und gerne verwurstet AWD schon mal eine Umfrage zu einer Website, wie z.B. hier
www.awd-steuerumfrage.de oder www.awd-studie-vertrauen.de.

Wen wundert es, dass Wikipedia Forsa-Institutsleiter Manfred Güllner eine Freundschaft mit Altkanzler Gerhard Schröder nachsagt oder gegenüber Forsa Vorwürfe der Manipulation von Umfragen erhoben werden. Die Übergänge von Meinungsforschung und Meinungsgestaltung sind fließend, stellt Wikipedia fest. Erstaunlich ist eigentlich nur, dass ein so treuer Kunde wie AWD auf der Kundenliste des Forsa-Instituts gar nicht erwähnt wird.

Sollten die Themen Altersvorsorge, Geld, Wirtschaft und/oder Finanzen Unterrichtsfächer werden, lässt sich nur hoffen, dass sie nicht von Strukturvertrieben, Finanz-Wanderpredigern oder Bankstern (mit)gestaltet werden. In Österreich hat das Schulfach übrigens schon einen griffigen Namen erhalten: Zockerkunde.

Die Läuterung der Patricia Döhle

Beinahe schon rebellisch kommentierte Frau Döhle das Buch von Pohl „Ich habe Finanzgeschichte geschrieben“ .

Sie beschrieb es als „inhaltsarmen“ Buch und dessen Mitautor Vogg: “ Stil: Das Konzept, Pohls Leben als Gespräch nachzuzeichnen, wäre nur spannend, wenn der Interviewer nachhakt, Worthülsen entlarvt, bei kritischen Punkten insistiert, kurz: mehr ist als ein Stichwortgeber.“ „Doch wie der promovierte Jurist, der die DVAG 1975 mit ein paar Dutzend Mitarbeitern startete, aus dem vielfach als Drückerkolonne verschrieenen Vertrieb eine Firma mit knapp einer Milliarde Euro Umsatz machte, bleibt nach der Lektüre unklar. So entsteht der Eindruck, das Buch sei nur Pohls Versuch, gesellschaftliche Anerkennung für sein Lebenswerk zu erlangen.“

Vom Managermagazin wechselte Frau Döhle dann zum Journal „Brandeins“ und schrieb einen ganz tollen, mehrseitigen Beitrag in Brandeins 9/10 zur Familie Pohl. Frau Döhle wurde auf wundersame Weise geläutert.

Kritik im Beitrag ? Fehl am Platze. Vom harten Kämpfer ist die Rede und von entspannten Söhnen.

Sie attestierte Pohl, dass DVAG-Handelsvertreter „jederzeit zu einem anderen Vertrieb wechseln können“ und „Verbraucherschützer der DVAG gute Arbeit attestieren“. Pohl Senior würde auch „Putzfrau und Pförtner ernst nehmen“.

Maschmeyer bekämpft Depressionen

Maschmeyer, Erfinder des Allgemeinen Wirtschaftsdienstes AWD, gründet eine Pharmafirma. Ziel ist die gezielte Bekämpfung von Depressionen.

Mitbegründer ist der Neurowissenschaflter Florian Holsboer.

Viele denken, dass Maschmeyer damit ein völlig neues Betätigungsfeld gefunden hat. Wir denken das auch. Schließlich hat er offensichtlich die Seiten gewechselt und bekämpft jetzt die Depressionen, die manch eine  Geschäftsidee zuvor verursacht hat.

Provisionsabrechnung ist ein Anerkenntnis

Bereits am 13.06.2006 entschied das Landgericht Frankfurt am Main in einem Rechtsstreit eines Strukturvertriebes gegen einen Vermögensberater unter dem Aktenzeichen 3 -5 O 17/06, dass die Provisionsabrechnung ein abstraktes Schuldanerkenntnis gemäß § 781 BGB darstellt und dem Versicherungsvertreter daraus der abgerechnete Betrag zustehe.

Dazu das Landgericht Frankfurt am Main:

Dem Kläger steht der mit der Klage in der Hauptsache geltend gemachte Anspruch auf 16.156,17 € aus einem abstrakten Schuldanerkenntnis, § 781 BGB zu. Die Provisionsabrechnung vom …. der Beklagten stellt ein derartiges abstraktes Schuldanerkenntnis im Sinne des § 781 BGB dar. Die Provisionsabrechnung im Handelsvertreterverhältnis – was unstreitig nach Ansicht beider Parteien hier vorgelegen hat – enthält die Mitteilung des Unternehmens, in welcher Höhe einem Handelsvertreter nach Auffassung seines Prinzipals ein Provisionsanspruch zusteht; sie hat den Charakter eines abstrakten Schuldanerkenntnisses (BGH-Urteil vom 07.02.1990 – IV ZR 314/88 – NJW – RR 1990, 1370). Nach dem eigenen Vortrag der Beklagten wurden die Provisionsansprüche des Klägers konkokorrentmäßig verrechnet und ihm diese Abrechnung erteilt. Innerhalb des Kontokorrentverhältnisses verlieren die Forderungen ihre Selbständigkeit und können nicht separat eingeklagt werden. In der Übersendung einer Abrechnung über den Kontokorrentsaldo (Saldoanerkenntnis) ist aber das Angebot auf Abschluss eines Anerkenntnisses des Vertrages zu sehen, der einem Schuldanerkenntnis nach § 781 BGB entspricht. Die Provisionsabrechnung der Beklagten weist eine solche Abrechnung des Saldos auf und erwähnt in der dritten Zeile, dass sie mit samt der Gutschriftsanzeigen als anerkannt gilt, wenn ihr nicht innerhalb von 14 Tagen widersprochen wird. Widersprechen hätte nur der Kläger können, die Beklagte hätte die Abgabe des Anerkenntnisses – was nicht geschehen ist – anfechten müssen, wenn sie es nicht hätte abgeben wollen nach der zuvor erklärten Kündigung des Beschäftigungsverhältnisses.

In der zweiten Instanz endete das Verfahren mit einem Vergleich.

Warum Versicherungen ?

Hier wirds gesagt :

Berufsverband Deutscher Honorarberater

Die tatsächlichen Ziele des Berufsverbandes Deutscher Honorarberater e.V. :

1.
Das Entwickeln eines eigenständigen und anerkannten Berufsbildes des Honorarberaters

2.
Die Interessensvertretung bei Politik und Verwaltung

3.
Die Zusammenarbeit mit Verbänden und Verbraucherschützern

4.
Das Informieren der Öffentlichkeit über Honorarberatung

5.
Den Erfahrungs- und Informationsaustausch der Mitglieder

gemäß Satzung

Philosophisches zum Lachschen Fehler

Nachtrag zu gestern. Nachdenkliches und Aufklärendes.

Der Lachsche Artikel wurde 23 Mal kommentiert, während der Beitrag selbst nur aus  5!!! Sätzen bestand, die zudem inhaltliche Fehler aufwiesen.

Nochmals : Lach glaubt, dass der Berufsverband Deutscher Honorarberater e.V. die Abschaffung der provisionsbasierten Beratung im Finanzdienstleistungsmarkt erzielen will.

Richtig ist aber, dass der BdH „durch Provisionen verursachte Fehlanreize im Finanzdienstleistungsmarkt abschaffen und für die Verbraucher mehr unabhängige Beratungsleistungen anbieten will“.

Nun möchten wir den Lachschen Gedanken aber gerne aufgreifen und weiterdenken. Schließlich führen die Gedanken Lachs zu einer denkwürdigen Verquickung :

Lach setzt nämlich die „durch Provisionen verursachte Fehlanreizen“ mit der der „provisionsbasierten Beratung“ gleich (als gäbe es keine Beratung auf Provisionsbasis ohne Fehlanreize)

und liefert damit wohl ungewollt eines der besten Argumente für seine Gegner.

Absicht oder Versehen ?

DVAG-Blogger Lach hatte sich am 21.11.10 wieder einmal einem seiner Lieblingsthemen gewidmet : Die Honorarberatung.

Mit kantigen Argumenten hat er dann auch gleich eine Menge Kommentare ausgelöst. Er hat sogar behauptet, im Versicherungsjournal hätte der Berufsverband deutscher Honorarberater e.V. gefordert, dass die „provisionsbasierte Beratung“ verschwindet.

Und er meinte, diese Aussage denn auch hier gefunden zu haben.

Auch wir haben intensiv gesucht und gelesen – und die Lachsche These nicht gefunden. Weder im Versicherungsjournal noch auf der Homepage des Verbandes.

Wie kann es zu einer solchen Aussage kommen ? Ein Versehen ? Oder ist das die nackte Angst vor Konkurrenz durch Honorarberatung ?