Kleine Umwege bereichern das Leben

Kürzlich besuchte ich einen Gerichtstermin in Marburg.

In Essen stieg ich in einen ICE. Bis hierhin klappte alles prima. Aber ich war

ich auch noch nicht allzu lange unterwegs.

In Düsseldorf fuhr der ICE dann plötzlich nicht mehr weiter. Der eifrige

Schaffner der Deutschen Bundesbahn dachte zunächst, die Gleise zwischen

Düsseldorf und Köln seien besetzt und deshalb könne man nicht weiterfahren. Wie

sich kurze Zeit später herausstellte, war jedoch die Hälfte des Zuges kaputt und

musste abgehängt werden. Da ich in dem kaputten Zugteil saß, durfte ich mich

dann in den gemütlich vollen Zugteil nach vorne setzen, um weiterzufahren.

In Würzburg hatte der Zug dann eine Verspätung von 40 Minuten. Der optimistische

Schaffner versprach, dass der Anschlusszug nach Bamberg auf dem Gleis im

Würzburger Bahnhof warten würde. Zusammen mit etwa zehn anderen Fahrgästen eilte

ich zu dem besagten Gleis und wir sahen zu unserer Freude, dass dort ein Zug stand

und auf dem Bahnsteig auch das Schild Bamberg zu lesen war. Der Zug startete

nach etwa 10 Minuten und hatte eine kleine Überraschung parat: Er fuhr nämlich

statt nach Bamberg nach Erfurt.

Glücklicherweise konnte mir der umsichtige Schaffner den Tipp geben, in

Schweinfurt auszusteigen und so lange zu warten, bis von dort ein Zug nach

Bamberg fährt. Gesagt getan.

Aufgrund langjähriger Erfahrungen mit der Deutschen Bundesbahn bin ich so früh

losgefahren, dass diese kleinen Überraschungen mich nicht daran hindern konnten,

doch noch rechtzeitig zum Gerichtstermin zu erscheinen. Damit hatte die Deutsche

Bundesbahn wohl nicht gerechnet.

Der Rückweg von Bamberg bis Würzburg klappte hervorragend. Aber ich war bis

dahin ja auch noch nicht so lange unterwegs.

In dem ICE ab Würzburg waren dann einige Klimaanlagen kaputt. Der strenge

Schaffner sprach das Verbot aus, sich in den betroffenen Waggons einen

Sitzplatz zu suchen. Da auch dieser ICE gemütlich voll war – um nicht zu sagen

überbesetzt – fanden viele Reisende keinen Platz. Es kam zu kleinen Handgemengen

zwischen unbelehrbaren Reisenden und dem wehrhaften Schaffner.

In Frankfurt machte der ICE dann für fast 1 Stunde Stop. Das Zugpersonal wurde

ausgewechselt (es war einigen wohl zu warm), und man musste auf die neuen

Kollegen warten. Der gut informierte Schaffner hatte für die Wartezeit auch eine

Erklärung, warum das neue Personal denn noch nicht da wäre: Es würde ja

schließlich mit dem Zug anreisen.

Ungewollt sorgte diese Information für etwas Aufheiterung, sahen doch viele

Fahrgäste darin eine gewisse zwangsweise Logik. Wer hätte schon damit rechnen können, dass das neue Bordpersonal unter diesen Umständen pünktlich sein könnte?

Zu guter letzt wurde in Essen noch eine kleine sportliche Übung eingebaut. Die

Bundesbahn denkt eben an alles. Der Anschlusszug sollte ursprünglich um 21:44

Uhr von Gleis 4 starten. Um 21:43 Uhr kam die Durchsage, dass der Zug von Gleis

10 starten werde, (vorausgesetzt, man kann in 60 sec zwei große Treppen und 200

m Laufweg bewerkstelligen).

Der Rest klappte gut. Aber ich war ja auch nicht mehr lange unterwegs.