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Die Finanzdienstleistungsbranche sollte eigentlich sauber werden. Verbraucherschützer sind seit Jahren bemüht, Weichen in Richtung zuverlässige Beratung zu stellen.
Neben einigen Gesetzesreformen, über die hier im Blog berichtet wird, gibt es auch Ansätze um eine Selbstregulierung. So hat die Versicherungswirtschaft einen Verhaltenskodex aufgestellt. In diesem Kodex wurde unter anderem unter dem Punkt Complience der Umgang mit sog. Incentives geregelt. Incentives sind Anreize für Handelsvertreter, außerhalb der üblichen Provisionen weitere Leistungen zu erhalten. Weil die Zahlungen an die Vertriebe und Handelsvertreter dem Kunden gegenüber offengelegt werden sollen, um Vertrauen zu schaffen, sind Incentives sehr umstritten. Incentives wie der Besuch eines Budapester Bordells gerieten in die Negativschlagzeilen.
In der letzten Zeit beeinträchtigten jedoch weitere Negativschlagzeilen die Finanzdienstleistungsbranche.
In Sachen S&K wurden endlich nach jahrelangem Prozess Urteile gefällt. Onlinevermittler wie Check24 und Unister gerieten in die Schlagzeilen.
Ein dickes Verfahren läuft noch gegen die Dresdner Finanzgruppe Infinus.
Über die MEG uns seinen umtriebenen Ex-Chef Göker wird auch ab und zu berichtet. Das Verfahren läuft noch.
Kaum ist ein Verfahren wie das gegen S&K vorbei, erinnert man sich gern an ältere Schlagzeilen. Jetzt wurde über die Wandlung des Malte Hartwieg berichtet. Früher sah es so aus, als hätten Göker, Stephan S., Jonas K. und Hartwieg den gleichen Modeberater.
„Wegen des Verdachts auf Anlegerbetrug in Millionenhöhe ermittelt die Staatsanwaltschaft München gegen den Investor Malte Hartwieg und dessen Geschäftspartner“, schreibt das Managermagazin. Auch Hartwieg soll ein Schneeballsystem betrieben haben. Seinem aktuellem Outfit zufolge scheint er sich schon auf schlechtere Zeiten eingestellt zu haben. Mit der Dima24 soll er Anlagen in Höhe 300 Mio Euro auf dem grauen Kapitalmarkt „verloren“ haben.
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Alle reden von Check24 und der Münchner Justiz oder von S&K. Beide Verfahren sind im Augenblick eher im Mittelpunkt der Berichterstattung.
Aber was macht eigentlich unister?
Dort wurde im Prozess um den Kreditbetrug an Unister-Gründer Thomas Wagner der angeklagte Finanzvermittler Wilfried S. vom Landgericht Leipzig zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Es sprach den 69-Jährigen aus Unna des vorsätzlichen Betrugs in zwei Fällen als Mittäter schuldig. So schreibt es Spiegel Online.
Wilfried S. hat Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt.
Und dann wurde die ehemalige Zentrale der pleite gegangenen Unister Group im Barfußgässchen in der Leipziger Innenstadt verkauft.
Unister wurde übrigens im April 2017 tschechisch.
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Unister betreibt über 40 Internet-Portale. Eines davon heißt Kredit.de. Dort soll es zu einem effektiven Jahreszinssatz von 0,99 % im Rahmen einer Sofortzusage online oder telefonisch, eine Auszahlung innerhalb von zwei Tagen und einer schufaneutralen Kreditabfrage Kredite geben. Kredit.de bietet „Erste Hilfe bei Finanzengpässen“.
Thomas Wagner hat Kredit.de nicht in Anspruch genommen. Er entschied sich für etwas Unseriöses.
Im Impressum von Kredit.de steht die Firma Geld.de GmbH, Barfußgässchen 11, 09109 Leipzig. Geld.de GmbH war Tochterunternehmen von Unister.
Ex-Unister Chef Thomas Wagner bevorzugte eine Kreditempfehlung von Finanzvermittler Wilfried Schwätter aus Unna. Deshalb flog Wagner nach Venedig, verlor dort durch ein betrügerisches Kreditgeschäft mehr als eine Million Euro und stürzte auf dem Rückflug nach Deutschland ab.
Nun wurde bekannt, dass Wilfried Schwätter aus Unna in Dresden in Untersuchungshaft sitzt.
Es besteht Fluchtgefahr. Fluchtgefahr wird ihm unterstellt, obgleich er die Reise nach Venedig gar nicht mit angetreten war – oder vielleicht deswegen? Ihm wird Beihilfe zum Betrug in einem besonders schweren Fall vorgeworfen.
Kausal soll sein Verhalten jedenfalls gewesen sein. Schließlich hatte er den Kontakt zwischen Thomas Wagner und dem betrügerischen Geschäftsmann in Venedig hergestellt. Ob er auch gewusst hat, dass der Kredit auf venezianische Weise scheitern musste, soll nun die Staatsanwaltschaft ermitteln.
Ein finanzielles Motiv soll auch vorhanden gewesen sein. Wilfried Schwätter durchlebte mit seiner Firma von 2012 bis 2014 ein Insolvenzverfahren.
Geld.de wurde übrigens im Mai 2016 an den Wiesbadener Finanzdienstleister JDC verkauft. JDC holte sich also schon ein großes Stück vom Kuchen Unister. JDC wirbt mit intelligenten Finanzvertriebslösungen. Vorstandsmitglied Dr. Sebastian Grabmaier ist zugleich Vorsitzender des Vorstandes von Jung, DMS & Cie AG und der Finum. Finanzhaus AG.
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Finanzvertriebe werben gern mit Mitarbeiter- oder Umsatzzahlen. Der beste sind sie alle. Nur einer ist der größte.
Infinus hält dagegen einen traurigen eigenen Rekord, auf den niemand stolz sein kann: Die Dresdener Finanzgruppe soll das größte deutsche Schneeballsystem betrieben haben. So schreibt es in einem spannenden Artikel capital.de .
Man dachte, dass „ab in den Urlaub“- Unister allein für die Unterhaltung in der Finanzdienstleistungsbranche während des Sommerlochs verantwortlich ist. Mit Infinus aus Dresden gibt es in der Programmunterhaltung einen Konkurrenten.
Um einen spannenden Prozess zu führen, bedurfte es allerdings weder halbseidener Finanzvermittler (das Wort halb passt bei Infinus nicht ganz), eines veneziösen Kredits oder einem dramatischen Flugzeugabsturz. Infinus ist auch ohne Absturz gescheitert.
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Nachdem Unister-Gründer Thomas Wagner bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, wurde auch der Absturz des Unister-Unternehmens sichtbar. Ab in den Urlaub und fluege.de füllen so weithin das Sommerloch.
Um das monetäre Unister-Loch zu stopfen, benötigte Wagner einen Kredit, den er sich in Venedig beschaffen wollte, und dabei auf einen Kreditschwindler hereinfiel. Die Bild berichtete nun, dass der Vermittler Wilfried Schwätter aus Unna mit seiner Firma selbst pleite war. Von 2012 bis 2014 lief ein Insolvenzverfahren beim Amtsgericht. Dortmund, schreibt Focus.de.
Über Xing erfährt man, dass Schwätter Schulungen für den Vertriebsaufbau anbietet.
Neben den beiden Unister-Gesellschaftern Thomas Wagner und Oliver Schilling starb bei dem Absturz ein Finanzvermittler aus dem Sauerland, Heinz Horst B.. Ein Exbanker, Herr K., reiste mit dem Auto nach Venedig, und überlebte. So hieß es immer. Beide sollen den venezianischen Kredit mit eingefädelt haben. Der Bänker, der sauerländische Finanzberater und Herr Schwätter sollen sich in einem Hannoveraner Hotel zuvor getroffen haben, wohl um den Rip-Deal abzusprechen.
Schwätter war Mittelsmann und „im Schlepptau“ von Herrn B.. Schwätter soll den Kontakt zu dem veneziösen Betrüger hergestellt haben, der statt echter Währung hauptsächlich Blüten unterschob.
Unister bekam übrigens Steuergelder in Millionenhöhe. ProsiebenSat1, HolidayCheck und der Münchener Finanzen-Verlag sollen laut meedia.de Kaufinteresse signalisiert haben.
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Unister schreibt von Irritationen. Es könnte auch mehr gewesen sein.
Ein Mandant wollte Urlaub machen und wurde – ohne Buchung einer Reise – erstmal gut versichert. Auf der Suche nach einer günstigen Hotelübernachtung in Berlin für sechs Personen stieß er auf das Online-Portal Hotelreservierung.de.
Nachdem er sich dort für ein Hotel interessierte, wollte er dort Näheres erfahren. Er wunderte sich schon darüber, dass er nunmehr im Rahmen einer Vorabprüfung sämtliche Daten der Reiseteilnehmer eingeben musste. Dies alles geschah am 10.02.2014 in den Abendstunden. Weil das Hotel dann doch nicht zusagte, wurde die dreitägige Berlinreise anderweitig gebucht.
Leider bemerkte der Mandant nicht, dass einige Tage später von seinem Konto, dessen Daten im Rahmen der Hotelbuchung ebenfalls abverlangt wurde, ein Betrag in Höhe von 359,28 € abgebucht wurde. Dabei handelte es sich um Versicherungsprämien für eine Reiserücktrittsversicherung bei der BD24 Berlin Direkt Versicherung AG, Potsdammer Platz 10 in 10785 Berlin. Laut Impressum auf der Seite Hotelreservierung.de taucht übrigens dort der Name Unister Travel Betriebsgesellschaft mbH, Dittrichring 18 – 20 in 04109 Leipzig auf, Geschäftsführer Thomas Wagner. Laut Impressum, und nirgendwo zunächst anders ersichtlich, weist sich die Unister Travel Betriebsgesellschaft mbH als Versicherungsmakler mit Erlaubnisbefreiung auf.
Weil der erste Kontoeinzug unbemerkt verlief und deshalb erfolgreich war, wurde dann Anfang 2015 noch einmal ein Betrag eingezogen. Dieses Mal waren es dann gleich 647,28 €. Dieser Betrag fiel jedoch auf. Es wurde recherchiert und der angeblich bestehende Vertrag widerrufen, hilfsweise angefochten.
Berlin Direkt meinte am 10.02.2014 sei eine Jahresreiseschutzversicherung abgeschlossen worden, versichert seien für den Geltungsbereich: Welt sämtliche Reiseteilnehmer, die übers Wochenende nach Berlin fahren wollten.
Anwaltlich wurde sodann noch einmal im Februar 2015 die Anfechtung und der Widerruf erklärt.
Per E-Mail teilte die Berlin Direkt Versicherung mit, man werde zwar den Vertrag aufheben, jedoch nicht von Anfang an und man werde den bereits eingezogenen Betrag behalten. Sodann wurde beim Amtsgericht Klage erhoben. Dort konnte die Klage jedoch nicht zugestellt werden. Es liegt eine Rückbriefbnachricht vor: BD24 Berlin Direkt Versicherung AG, vetreten durch den Vorstand, Potsdammer Platz 10 in 10117 Berlin:( Adressat unter der angegebenen Anschrift nicht zu ermitteln, keine Geschäftsräume vorhanden).
Laut Handelsregisterausdruck über Berlin Direkt ergibt sich: Die Gesellschaft ist entstanden durch teilweise Übertragung des Vermögens als gesamt der Hanse Merkur Allgemeine Versicherung AG mit Sitz in Hamburg. Aufgrund des Spaltungsplanes vom 14.06.2013.
Nunmehr werde ich mich an die Hanse Merkur Allgemeine Versicherung AG wenden. Die werden sich wohl „freuen“, haben sie doch wegen Unister in Augenblick genug Schwierigkeiten.
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Calmund schwärmt von Kurven. Bei der reizenden Stewardess soll es laut Mopo24 sich um die Lebensgefährtin von Thomas Wagner, Janka L., handeln.
Jetzt weiß man auch, woher Thomas Wagner das „Milliönchen“ genommen hat, welches er im Rahmen des Rip-Deals in Venedig abgegeben hatte. Er nahm es von dem Gehaltskonto seiner Angestellten.
Der MDR hatte gestern sehr anschaulich gezeigt, wie ein Rip-Deal funktioniert bzw. funktionieren sollte. In diesem Fall hatte er nicht funktioniert, oder besser gesagt, so funktioniert, wie es hätte aus Betrügersicht nicht besser funktionieren können.
Das Geheimnis
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Man müsse sich keine Sorgen machen, verlautet Unister, vielmehr der Insolvenzverwalter, ob denn die über „ab in den Urlaub“ gebuchten Reisen sicher seien. Der Insolvenzverwalter zumindest ist optimistisch.
Die Staatsanwaltschaft prüft mittlerweile einen Verdacht auf Insolvenzverschleppung.
Unterdessen hat sich herausgestellt, dass die Unister Holding etwa 39 Mio € Schulden hat, 34 Mio bei der HanseMerkur, bei Yahoo 1,2 Mio und beim Finanzamt 800.000€.
Es kommt eins zum anderen. Mittlerweile sind neben Unister auch schon vier Tochterfirmen pleite, u.a. Urlaubstours GmbH und Unister GmbH.
Bei so viel Schulden fragt sich, warum Thomas Wagner kurz vor seinem Venedigtrip noch von der Commerzbank in Leipzig von 1,5 Mio € in bar erhalten konnte. Dies bestätigte die Lebensgefährtin von Thomas Wagner in der Welt am 22.07.16.
TV-Tipp:
Peinlich: Wir schreiben das Jahr 2012. Für ein Service-Ranking wurden über 1.200 Unternehmen in Deutschland bewertet. Die Untersuchung wurde in Zusammenarbeit des Analyse- und Beratungsunternehmens ServiceValue, der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Zeitung DIE WELT durchgeführt. Ab in den Urlaub wurde für den „erlebten Kundenservice“ ausgezeichnet.
Vielleicht kann man den erlebten Kundenservice auch anders verstehen. Oder die Auszeichnung hätte lieber überlebten Kundenservice heißen müssen. Über die Tricks von hotelreservierung.de, einer weiteren Tochter von Unister, und wie man aus einer Hotelbuchung eine Reiserücktrittsversicherung macht, berichte ich in Kürze.
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Der Absturz von Thomas Wagner und der Absturz von Unister nimmt immer spannendere Formen an.
Das Manager Magazin berichtet von einem Finanzvermittler W. aus dem Sauerland. 65 Jahre soll er alt gewesen sein. Er ist zusammen mit Thomas Wagner, Chef von Unister, sowie dem Mitgesellschafter Oliver Schilling abgestürzt und tödlich verunglückt.
Nicht abgestürzt ist ein dubioser Kaufmann, wohl die venezianische Antwort auf „Don Vito Corleone“, der inzwischen aus gutem Grunde untergetaucht ist. Nicht abgestürzt ist auch ein Ex-Banker aus Deutschland, Herr K., der ebenfalls in Venedig dabei war. Der Exbanker trat die Reise nach Venedig – zumindest im Nachhinein aus gutem Grunde – mit dem Auto an. Autofahren war in diesem Fall die sicherste Reisemöglichkeit. Wer hätte das gedacht.
Die beiden Gesellschafter von Unister, der 65-jährige sauerländische Finanzberater und der Ex-Banker trafen sich im Übrigen Ende Juni im Hotel Luisenhof in Hannover. In dem „einzigen 5-Sterne Superior Hotel im Herzen Hannovers“ trafen sich laut MM am letzten Mittwoch im Juni „vier ältere Herren“, der sauerländische Finanzvermittler, der Ex-Banker, ein Vermittler aus Unna (der nunmehr spurlos verschwunden ist). Wer war der vierte beim Seniorentreff im 5-Sterne-Hotel?
Vergangene Woche soll sich Folgendes ereignet haben:
Der Finanzberater aus dem Sauerland und der Pilot flogen von Dortmund nach Leipzig, um dort Wagner und dessen Mitgesellschafter Schilling einzusammeln. Anschließend ging es weiter nach Venedig. Man hatte wohl einen Koffer mit (mehr als?) einer Millionen Euro bei sich (als Sicherheit für einen 10-Millionen-Euro-Kredit). Der Ex-Banker reiste mit dem Auto an. Man traf sich in einem Hotel mit unserem mysteriösen Geschäftsmann „Don Vito“. Diesem wurde der Koffer mit der Sicherheitseinlage von einer Millionen Euro Bargeld übergeben. Im Gegenzug gab der „Pate von Venedig“ einen Koffer zurück, angeblich mit dem in Franken denominierten Barkredit. Dieser Barkredit sollte später auf einem Konto in einer Bank in Venedig eingezahlt werden. Diese hatte jedoch geschlossen. Als man den Kredit mit den Franken überprüfte, stellte man fest, dass man jede Menge Blüten bekommen hatte. Danach wurde gegen den venezianischen Paten Strafanzeige erstattet.
Auf dem Rückflug stürzte die Maschine in Slowenien ab.
Die slowenischen Behörden teilten mit, dass an der Unglücksstelle etwa 10.000 Franken entdeckt worden seien. War dies das Echtgeld, das im Darlehenskonto ganz oben lag? Wer war unsere Pate von Venedig wirklich? Und warum fuhr der Ex-Banker mit dem Auto? Viele Fragen bleiben.
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„Ab in den Urlaub“- Erfinder Thomas Wagner ist mit einem Koffer voller Geld bei einem Absturz ums Leben gekommen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen ihn. Ihm werden unseriöse Machenschaften vorgeworfen.
Er unterhielt Reiseportale. Wer dort seinen Namen angab, bekam jedoch nicht nur eine Reise, sondern auch gleich eine Reiserücktrittsversicherung, ohne dass manch Kunde dies wollte oder aus den Seiten, die er sah, ablesen konnte.
Klagte der Kunde, fand er keine Adresse. Die Klage konnte nicht zugestellt werden.
Wagner wurde mit 38 Jahren Millionär. Im Flugzeug hatte der Porschefahrer mehrere Milliönchen bei sich. Zumindest das Schicksal – und sicher auch einige andere – meinte es nicht gut mit ihm.
Nun ist er abgestürzt.
Ob sich Calmund und Ballack auch weiterhin in den Flugsessel zurücklehnen kann, steht in den Wolken.