Ein Erlebnisbericht

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„Ich muss ein paar Zeilen als Erlebnisbericht von der CASH-Gala in Hamburg loswerden. Mich hat das so dermaßen angeekelt, dass ich das Erlebte einfach teilen muss.

Wir Finanzdienstleister sind es gewohnt, im edlen Zwirn aufzutreten – das signalisiert Seriosität und Luxus. Das ist an sich nicht nur angenehm, sondern wird auch schnell zur Gewohnheit. Somit ist es schwer, uns zu beeindrucken – für ein warmes Essen und kostenlosen Champagner kommen wir kaum hinter dem Ofen hervor. Wenn dann allerdings auf den Süllberg ins vornehme Hamburger Blankenese geladen wird und wir unter uns sind, also mit Ausnahme von Vorständen und der folgenden Entscheider-Ebene nur noch die besonders hübschen Assistentinnen eingelassen werden, Udo Lindenberg für uns aufspielt und ein Sternekoch für uns edle Speisen bereitet – dann fühlen wir uns wohl. Es ist uns dann auch ziemlich egal, dass das ganze Schauspiel von einem Branchen- Hochglanz-Magazin abgehalten wird, alberne und nicht nachvollziehbare Preisverleihungen für Produkte und Leistungen von uns Finanzdienstleistern abgegeben werden – insbesondere im Bereich der geschlossenen Fondsprodukte. Alles richtet sich  nach der Choreographie der Fotografen, selbst das Servieren des Essens erfolgt unter ständigem Blitzlichtgewitter. Udo Lindenberg selbst ist kaum zu sehen, ständig stehen die Fotografen herum, um die Bilder von Udo und den Leistungsträgern für Print und Web zu schießen – es muss Unterhaltung geschaffen werden, hauptsächlich für das Vertriebsvolk und natürlich die lieben Verbraucher, denen wir mit unseren Produkten das Leben verbessern.

Die Preisverleihung selbst ist natürlich albern – was soll man auch sagen, wenn PL für sein innovatives Vermarktungskonzept geehrt wird? Oder ein kostenintensives geschlossenes Konzept von Juroren gelobt wird, obwohl diese privat nicht in solche Investments einsteigen? Hauptsache, es wird berichtet und man kann mit der verliehenen Auszeichnung werben. Wie wir alle wissen, lässt sich der Verbraucher von solchen Sachen nur zu gerne blenden, wenn er gerade auf der Wohnzimmer-Couch von einem Bekannten finanzoptimiert wird. Ein Vorstand bemerkte dazu ganz nüchtern bei einem Bier: „Wir wissen doch alle, was gespielt wird. Hauptsache ist doch, es wird gut gespielt und Geld verdient…“

Was mich aber wirklich geärgert hat, war der „Social Charity“-Ansatz. Es wurden 20.000 Euro für die AIDS-Hilfe in Afrika (ein Projekt von Udo Lindenberg) gespendet – ein Witz alleine im Vergleich zu den Kosten des Events an sich. Wenn die Anwesenden eine Spende in Höhe eines Gewerkschaftsbeitrags entrichtet hätten – man hätte eine eigene Stifung davon betreiben können. Aber diese Selbstverleihung des sozialen Anstrichs ist bei vielen Strukki-Vertrieben in Mode gekommen, selbst kleinere Unternehmen werben lautstark damit, sich für sozial Schwache (meist Kinder, das erzeugt noch mehr Mitleid) einzusetzen. Wer sich für die Benachteiligten einsetzt, wird mich wohl finanziell nicht über den Tisch ziehen – so sieht doch das Kalkül dahinter aus, die Rechnung geht für die Verkäufer auf. Und wer ganz schlau ist, macht es wie der Maschmeyer und zieht die Beiträge für das Kinderhilfswerk direkt von den Provisionen der „betrogenen Betrüger“ ab.“